=================================== Sonder-Newsletter
U-DACT Monitorzertifizierung
Farbverbindlich
oder nicht...
Messtechnik zur Kalibration von Monitoren ist in den vergangenen
Jahren immer billiger geworden. Gute Colorimeter inklusive Software
zur Kalibration sind bereits ab ca. 200,- Euro zu haben. Es ist daher
nicht verwunderlich, dass mittlerweile in vielen Agenturen und Druckereien
kalibrierte Monitor stehen.
Aber kaum ein Anwender kann wirklich beurteilen, wie genau sein Monitor
nach der Kalibration Farben anzeigt. Die Aussage, "Ihr Monitor
wurde erfolgreich kalibriert", die am Ende einer Kalibration angezeigt
wird, bezieht sich in der Regel nur auf den technischen Ablauf - und
nicht auf die Farbverbindlichkeit des Monitors.
Abhilfe schafft hier das "Display Analysis and Certification Tool" kurz
U-DACT, das vom Schweizer Druckverband UGRA entwickelt wurde.
In unserem Oktober-Newsletter stellt Raimar Kuhnen-Burger, anerkannter
Colormanagement-Experte und Entwicklungsleiter beim Monitorhersteller
QUATO, das Schweizer Werkzeug zur Monitorzertifizierung vor.
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UDACT Monitorzertifizierung
en Detail
Heutzutage könnte man annehmen, dass vom Datenaustausch mit PDF-X/3 über
das ICC-Farbmanagement nach ISO 15076 bis hin zum Auflagendruck nach
ISO 12647 jeder Schritt in der Digitalen Prozesskette verbindlich reguliert
ist. Soweit die Theorie, denn in der Praxis klafft eine empfindliche
Lücke im ganzen Workflow.
Der Monitor, das unbestritten wichtigste Arbeitsmittel in der visuellen
Welt, stellt weiterhin einen blinden Fleck in der Normungslandschaft
dar.
Zwar existiert unbeachtet der Öffentlichkeit eine ISO Norm für
grafische Monitore. Diese ist jedoch völlig veraltet und gibt kaum
Hilfestellung im Alltag. 2007 soll diese ISO 12646, überarbeitet
und aktualisiert, neu verabschiedet werden und orientiert sich in den
entscheidenden Punkten der Profilgenauigkeit und Graubalance an den Grenzerten
des UDACT.
Es scheint kein Zufall zu sein, dass die 12646 vor 12647 in der numerischen
Folge steht, denn ohne den Monitor geht es in der Prozesskette eigentlich
nicht. Eine ISO Norm ist aber nur die halbe Miete, denn ein solcher Standard
muss etabliert werden und die Anwender für das Thema Monitor sensibilisiert
werden. Diesen beiden Aufgaben hat sich die UGRA (das Schweizer Pendant
zur FOGRA) nun angenommen.
Bislang herrschte ein babylonische Wirrwarr bezüglich der Monitorkalibration,
deren Genauigkeit und den Anforderungen des Alltags. Gerade in der Praxis
werden Monitore oftmals gar nicht kalibriert oder kalibrierte Monitore
weisen nicht die erforderliche Mindestqualität für die farbgenaue
Bildbearbeitung und den Softproof auf. Die UGRA setzt nun mit dem Display
Analysis and Certification Tool – kurz UDACT – an genau diesem
Punkt an.
Sinn und Zweck des UDACT ist es, zwischen Office-Monitoren und Monitoren
für die Bildbearbeitung und den Softproof zu unterscheiden. Dazu
werden Kriterien wie die Genauigkeit des Weißpunktes, die Neutralität
der Graubalance, die Anzahl der tonalen Stufen, die Profilgenauigkeit
und die Fähigkeit, Druckverfahren und RGB-Arbeitsfarbräume
am Bildschirm zu simulieren einer genauen Prüfung unterzogen.
Zwar
besitzt auch fast jeder Hersteller in seiner Kalibrationssoftware eine
Prüffunktion. Diese sind allerdings untereinander nicht vergleichbar
und stellen zwangsläufig nur die subjektive Herstellersicht auf
die Kalibration dar.
Das UDACT stellt nun erstmals einen objektiven Ansatz für eine verbindliche
und institutionelle Zertifizierung für Monitore dar. Anders als
eine Labor-Norm orientiert sich das UDACT dabei an den tatsächlichen
Gegebenheiten des Alltags. Die UDACT Empfehlungen sind das Ergebnis extensiver
Praxiserfahrungen und wissenschaftlicher Forschung. Das Prüftool
erlaubt dem entsprechend die Messung älterer Monitore, gibt Empfehlungen
für den Einsatzbereich und für die Kalibrationseinstellungen.
Gerade Letzteres ist ein nicht zu vernachlässigender Pluspunkt,
denn die wenigsten Anwender wissen genau, welches Gamma, welche Farbtemperatur
oder Luminanz optimal ist.
Hintergrundinformationen zur Kalibration
Die von der UGRA empfohlenen Werte liegen bei 5.600K-6.000 Kelvin für
die Farbtemperatur, einem Gamma von 1.8 oder alternativ L* (sprich L-Star).
Die Empfehlung für ein Gamma von 1.8 leitet sich von den in der
ISO 12647 definierten Punktzuwachskurven ab, die mit einem Gamma von
1.8 am Bildschirm besser simuliert werden. Der in Kürze als ISO
22028 genormte ECI-RGB 2.0 Arbeitsfarbraum basiert auf L* - einer gegenüber
Gamma-Kurven besser an die menschliche Wahrnehmung abgepassten Helligkeitskurve.
[Bei der Frage des Gammas stellt sich auch nicht die beliebte Frage der
Plattform – das Gamma ist für Windows oder Mac OS identisch,
denn der Druckmaschine ist es vollkommen egal, wo der Auftrag bearbeitet
wurde.]
Die Luminanz sollte mindestens 120 Candela pro Quadratmeter betragen,
was sich natürlich primär auf TFT Monitore bezieht, da die
Mehrzahl der Röhrenmonitore dauerhaft maximal 90 Candela erreichen.
Prüfung mit dem UDACT
Ist ein Monitor kalibriert, wird im UDACT
mit dem gleichen Messgerät,
mit dem die Kalibration stattgefunden hat, die Kalibration überprüft. Als
erstes wird der Weißpunkt des Monitors gemessen. Er darf maximal
2 DeltaE von der Normtemperaturkurve abweichen.
Anschließend wird die Graubalance des Monitors vermessen. Eine
optimale, neutrale Graubalance ist die Primäranforderung für
einen Proof-Monitor. Die erlaubten Abweichungen halten sich entsprechend
in engen Grenzen. So darf die mittlere Abweichung über die 21 vermessenen
Graustufen DeltaC 1 nicht überschreiten. Zudem ist eine maximale
Schwankungsbreite von DeltaC 2 definiert.
Ein Monitor, dessen Grauachse
zu bunt ist, oder einmal in Richtung rot und dann in die z.B. in Richtung
grün tendiert fällt dabei durch. Speziell unpräzisere
Kalibrationslösungen schränken die Anzahl der tonalen Stufen
deutlich ein. Für eine Zertifizierung darf der Tonwertverlust 5%
nicht überschreiten.
Für die Ermittlung der Profilgenauigkeit werden 35 Farben vermessen
und ein Ausreißer mit einem maximalen DeltaE von nur 6 und einem
mittleren DeltaE von lediglich 3 wird toleriert. Optional schließt
sich an die Kalibrationsprüfung die Messung der Flächenhomogenität
nach ISO 12646 an. Diese Messung fließt aber nicht in die Bewertung
ein und hat rein informativen Charakter.
Zu Guter Letzt wird der schon von Hardcopy Proofsystemen bekannte ugra/fogra
Medienkeil 2.0 am Bildschirm vermessen. Er bildet die Grundlage für
die Ermittlung der tatsächlichen Farbraumabdeckung des Monitors
bezogen auf Druckstandards wie Offset, Tiefdruck und Zeitungsdruck. Innerhalb
der 48 Farbfelder des Medienkeils darf eine mittlere Abweichung von DeltaE
4 nicht überschritten werden und je nach Gamutgröße wird
der Monitor dann für den Softproof mit einem geeignetem Druckverfahren
empfohlen. Darüberhinaus wird auch die jeweilige Übereinstimmung
des Monitors mit den drei gängigsten Arbeitsfarbräumen ECI-RGB,
Adobe-RGB und sRGB ermittelt.
Wenn ein kalibrierter Monitor nur eines der normativen Mess-Szenarien
nicht besteht, wird er auf die Verwendung für Layout Zwecke abgewertet. Es
reicht für die Farbbeurteilung im Allgemeinen und speziell für
Soft- und Remoteproof im Übrigen nicht aus, einen großen Farbraum
zu haben. Die Kalibration innerhalb dieses Monitorfarbraums muss auch
entsprechend genau sein. Umgekehrt
eignet sich ein sehr genau kalibrierter Monitor mit kleinem Farbraum
dennoch für Aufgaben, die nur einen
kleinen Farbraum wie z.B. im Zeitungsdruck benötigen. Die angelegten
Qualitätskriterien selektieren – entsprechend der Intention
des Prüftools – deutlich zwischen Software kalibrierten Office-Monitoren
und für den Softproof geeigneten Monitoren.
Nach Abschluss der Prüfung gibt ein umfangreiches Protokoll Aufschluss
darüber, wie genau der Monitor Farben darstellt. Hier können
Sie sich ein Original-Prüfprotokoll eines Monitores herunterladen.
So gesehen liefert das UDACT für eine Fülle an wichtigen Detailfragen
rund um den Softproof eine probate Lösung und dies um so mehr, da
das UDACT jedem Interessierten offen steht. Für 370 Franken ( 270
Euro ist es direkt bei der UGRA (http://www.ugra.ch) bzw. auch im Online
Shop der fogra http://www.fogra.org zu erhalten. Anwender von Quatos
Proof-Monitoren können sich zudem darüber freuen, dass das
Tool bereits in die mitgelieferte Kalibratonssoftware integriert ist.
Raimar Kuhnen-Burger
Quato Technology GmbH
Original-Prüfprotokoll eines
Quato-Monitores
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