Die 13 größten Typo-Sünden
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Die richtigen Begriffe für falsche Typografie
Vorgeschlagen von Hans Peter Willberg (4. Oktober 1930 - 29. Mai 2003)
Typografie ist ein Kunst - die leider nur wenige richtig beherrschen. Richtig eingesetzt kann Typografie einen Text gekonnt in Szene setzen, falsche Formatierungen sind hingegen nicht nur peinlich, in vielen Fällen erschweren sie auch die Lesbarkeit.
Die 13 größten Typo-Sünden
Es gibt viele Typosünden,
Hans Peter Willberg hat die 13 größten für Sie zusammengestellt: Kopfnüsse, Fußtritte, Wasserköpfe, verdrehte Kommas und Krähentritte... Vielen Dank an den Hermann Schmidt Verlag Mainz, der diese interessante Sammlung zur Verfügung gestellt hat. Copyright by Hermann Schmidt Verlag Mainz.
Typosünde Nummer 1: Verzollt
Zollzeichen (auch als Zeichen für Minute verwendet) sind keine Anführungszeichen.
Deutsche Anführungen (99 nach unten, 66 nach oben gestellt) sind zwar korrekt, reißen aber Löcher in die Zeile und können mit Komma und Apostroph kollidieren.
»Französische« Anführungen funktionieren am besten, sie können mit der Spitze nach innen und mit der Spitze nach außen eingesetzt werden.
Typosünde Nummer 2: Der Krähentritt
Die mathematischen Zeichen > und < (größer als und kleiner als) werden manchmal aus Verlegenheit statt der französischen Anführungen verwendet. Das ist total falsch.
Typosünde Nummer 3: Verdrehtes Komma
Das Apostroph sieht so ‘ aus, nicht aber so ' ...
Typosünde Nummer 4: Ausgesperrt
Sperren ist eine Auszeichnung. Beim so genannten »erzwungenen Blocksatz«, bei dem der Abstand zwischen den Buchstaben vergrößert (ausgetrieben) wird, um die Zeile zu füllen, kann Unwichtiges wichtig erscheinen.
Der Effekt: Unwichtiges wird durch Ansperrung betont. Richtiges Sperren als Auszeichnung:
Typosünde Nummer 5: Verirrtes Divis
Wenn ein Divis nicht als Trennstrich korrekt am Zeilenende, sondern in der Zeilenmitte steht (wie es bei geändertem Zeilenumbruch passiert), hat jemand die falsche Taste gedrückt.
Typosünde Nummer 6: Verstummelter Gedankenstrich
Ein Divis ist kein Gedankenstrich, sondern nur ein Stummel von einem Gedankenstrich.
Typosünde Nummer 7: Das Kuckucks-ß
Heimtückisch hat sich ein kleines ß in das Nest der Verwandten gesetzt, zu den Großbuchstaben oder zu den Kapitälchen.
Typosünde Nummer 8: Verdürrte Versalien
Wer Großbuchstaben verkleinert, um Schein-Kapitälchen zu erzeugen, schadet ihrem Körper, der wird zu dünn. Kapitälchen (Caps) haben zwar die Form von Großbuchstaben (Versalien), aber die Strichstärke von Kleinbuchstaben. Oben: verdürrt. Die Pseudokapitälchen
fallen durch. Unten: Die Kapitälchen sind in den Strichstärken
den Gemeinen angepasst.
Typosünde Nummer 9: Die Kopfnuss
Die Kopfnuss (die Berührung von nebeneinander stehenden Oberlängen, hier f und i) ist dann eine läßliche Sünde, wenn die verwendete Schrift keine Ligaturen hat. Mit Ligaturen sehen sich berührende Oberlängen jedoch viel schöner aus:
Typosünde Nummer 10: Der Fußtritt
Der Fußtritt, die Berührung von nebeneinander stehenden Unterlängen, tritt selten auf (hier g und f). Gegen ihn kann man sich kaum wehren, es sei denn, man wechselt die Schrift.
Typosünde Nummer 11: Verschiefte Schrift
Eine Kursive ist eine Schrift eigener Art und keine per Knopfdruck schräggestellte
Schrift. Aber Achtung, es gibt Schriften, die als Kursive eine scheinbar »Verschiefte« haben. Die sind aber vom Schriftentwerfer mit Sorgfalt durchgearbeitet und nicht elektronisch verschieft.
Typosünde Nummer 12: Verdürrt mit Wasserkopf
Auch wenn verkleinerte Versalien für sich alleine stehen, z. B. bei Headlines, entlarvt sich der Trick mit der Verkleinerung, sobald man ihnen einen Großbuchstaben vorsetzt.
Verdürrt mit Wasserkopf, falsche Kapitälchen.
Die Strichstärken passen zusammen, echte Kapitälchen.
Typosünde Nummer 13: Der Fußkuss
Der Fußkuss (die Berührung einer Unterlänge mit der Oberlänge der folgenden Zeile) kann nur durch einen größeren Durchschuss vermieden werden - es sei denn, Sie schätzen eine solche Berührung.
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