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>>> Erstes CC-Update: InDesign CC - Ein "Updatechen"

Vor der CC musste Adobe sich bei jedem Update viel einfallen lassen, galt es doch den Kunden zu überzeugen, kostenpflichtig auf die neue Version upzudaten. Neue Funktionen mussten erdacht und implementiert werden, Adobe stand also unter einem gewissen Innovationsdruck.

Mit der CC ist das nun anders - der Kunde kauft die neue Version ja sowieso, schliesslich hat er ja nun ein Abo - er zahlt, ob er die neuen Funktionen will oder nicht. Wir waren also gespannt auf das erste, große CC-Update: Liefert Adobe echte Neuerungen oder bekommt man nur ein kostenpflichtiges (früher kostenloses) Wartungsupdate?

InDesign-Spezialist Christoph Luchs hat das (unserer Meinung nach) wichtigste Programm innerhalb der CC - InDesign CC - für uns unter die Lupe genommen. Im Anschluss an seinen Test sind Sie herzlich eingeladen, in unserem Blog mit ihm über das InDesign CC-Update und CC-Model zu diskutieren.

InDesign CC - Ein "Updatechen"

Verniedlichungen von Wörtern gibt es in vielen Sprachen: es beginnt mit einem freundlichen Kosenamen und endet mit einer besonders herzlichen Form. Niedlich ist das neueste Update von InDesign CC höchstenfalls im Umfang der Verbesserungen.

Erstes größeres Update in der Creative Cloud

Nach dem radikalen Schwenk hin zur Cloud-Strategie für die Programme wie InDesign, Photoshop und Co. spendiert Adobe nun erstmals ein Update von InDesign CC mit der internen Bezeichnung 9.2. Die Verbesserungen umfassen unter anderem die Integration von TypeKit innerhalb der Creative Cloud, die Synchronisation der Voreinstellungen über mehrere Arbeitsplätze hinweg, die Verwaltung von Hyperlinks und neue Details für das Produzieren von elektronischen Büchern im Format EPUB 3.0. Adobe beschreibt selbst das Update als „der Quantensprung für Designer“. Mal sehen, was dran ist.

Cloud Synchronisation

Zunächst steht die Synchronisation mit der Creative Cloud im Vordergrund: die eigene Arbeitsumgebung, benutzerdefinierte Menü-Konfigurationen, eigene Glyphen-Sätze, PDF-Exporteinstellungen oder Tastaturbefehle können über den eigenen Creative Cloud-Zugang mit mehreren Arbeitsplätzen synchronisiert werden. Das ist praktisch für alle Freelancer, die an mehreren unterschiedlichen Workstations arbeiten. Auch nach einer Neuinstallation ist die Synchronisation geeignet, die angelegten Voreinstellungen schnell wieder her zu zaubern.

TypeKit

Die Integration von Adobe TypeKit bringt für die Typografie weitreichende Veränderungen in InDesign mit sich. TypeKit ist ein Service von Adobe, über den sich Fonts aus einer Auswahl von 700 Schriften mit dem eigenen Arbeitsplatz synchronisieren lassen. TypeKit wurde ursprünglich für die Verwendung von Fonts auf Internetseiten entwickelt, kann jedoch nun auch Desktop-Fonts anbieten. Der Zugriff auf TypeKit erfolgt mit der neuen InDesign-Version direkt über das Schriftenmenü. Die bisherige Synchronisierung über die Creative Cloud-App entfällt.

Die Website www.typekit.com präsentiert alle verfügbaren Fonts für Desktop und Web. Die Desktop-Fonts können konkret mit Ihrem Creative-Cloud-Zugang synchronisiert werden und sind anschließend auf Ihrem Computer verfügbar. Nicht nur Adobe-Fonts sondern auch Schriftenfamilien anderer Anbieter aus aller Welt werden über TypeKit bereit gestellt.

Ob ein Font sowohl für Desktop als auch Web verfügbar ist, erkennen Sie an den Symbolen unterhalb der Fontbezeichnungen. Die Aktivierung erfolgt direkt auf Klick unterhalb der Font-Kachel in der Darstellung aller Fonts oder in der Detailansicht.

Ist ein Font komplett mit dem Arbeitsplatz synchronisiert, erscheint in der Aufstellung des Fonts alle Schnitte in der für Layouter etwas ungewöhnlichen Auflistung von 100 bis 1000. Dies entspricht der Adressierung eines Fonts über das Internet - 100 bedeutet dann „thin“, 1000 dagegen „extra bold“.

Die Tücken der Synchronisierung

Wer nun hofft, dass sich damit alle Schriftenprobleme der vergangenen Jahre in Wohlgefallen auflösen, sieht sich getäuscht. Erstens gibt es nicht alle Fonts im TypeKit! Hier haben sich offenbar nicht alle Font Foundries auf eine Desktop-Nutzung gegenüber Adobe einigen können. Somit kann es passieren, dass nur der Regular- und Bold-Schnitt in InDesign genutzt werden kann, nicht jedoch der Light- oder Thin-Schnitt. Zweitens ist die TypeKit-Aktivierung u.a. nicht aus den Absatzformateinstellungen möglich, was für alle InDesign-Profis eine deutlich wertvollere Funtkion darstellen würde. Und drittens gibt es ein Konflikt bei fehlenden Fonts: Ist eine Schrift nicht vorhanden, konkurriert jetzt nicht nur die InDesign-eigene Fontaktivierung mit dem Betriebssystem, wer am schnellsten einen passenden Font findet, sondern auch das TypeKit mischt sich ein und synchronisiert passende Fonts.

Da sich dieses Verhalten nicht abstellen lässt und sich im Zusammenspiel mit Font-Servern das Problem eher vergrößert, ist mit umfangreichen Problemen beim Öffnen von Dokumenten - vorzugsweise Fremddaten - zu rechnen! Welche Fonts davon betroffen sind, erkennen Sie an dem Menü „Schriftarten suchen“ und an der neuen Spalte „Synchronisierung“. Erscheint hier ein gelbes Dreieck, versucht TypeKit vergeblich, einen gleichwertigen oder gleichnamigen Font zu ersetzen.

Hyperlinks

Wer digitale Dokumente in Form von Interaktiven PDFs, ePUBs, HTML oder DPS-Apps aus InDesign exportieren will, erzeugt laufend Hyperlinks. Diese waren in der Vergangenheit nicht gerade komfortabel zu bedienen. Das Anlegen erfolgt über das gleichnamige Bedienfeld nun deutlich einfacher und schneller. Der Status eines Links wird zudem grün oder rot markiert, falls der Link nicht online ereichbar oder veraltet ist.

Dabei können nun die Hyperlink-Bezeichnungen auch von der URL abweichen, um somit lesbare Links im Dokument zu ereichen, die jedoch in der URL u.U. recht lange Links zu Shop-Artikeln oder Dokumenten aufweisen können.

Die Änderung von Hyperlink-Namen ist im Bedienfeld ebenso möglich wie das Testen oder Zurücksetzen von Hyperlinks über die Befehle „Gehe zu Quelle/Ziel“ im Palettenmenü. Warum Adobe hierfür keine Pfeiltasten vergleichbar zu den Querverweisen darunter eingebaut hat oder einfach Querverweise als Hyperlinks erklärt, bleibt ein Arbeitspunkt für nächste Versionen.

E-PUB Publishing

Wer mit EPUBs aus InDesign sein Brot verdient, wird sich über die Neuerungen zu diesem Thema freuen. Fußnoten im Text werden für den EPUB-Export im Format 3.0 als Pop-Up angezeigt und verhalten sich somit wie ein Glossar-Eintrag aus iBooks Author.

Neben dem Tagging von Absatz- und Zeichenformaten für den sinnvollen CSS-Export gibt es nun auch das Tagging von Objektformaten, um mittels CSS genaue grafische Anweisungen zu geben, wie ein Rahmen als DIV-Box für ein EPUB umgesetzt wird.

Neben der CSS-Zuweisung gehören auch alternative Texte von Rahmen mit Objektformat für digitale Medien dazu. Diese erscheinen dann entweder in einer interaktiven PDF, einem EPUB oder einer HTML-Seite als Rollover-Text.

Allgemeine Verbesserungen

Neben den größeren Änderungen gibt es auch einige kleine Details, die sich erst nach einiger Zeit offenbaren:
- Schnellauswahl von Preflight-Profilen im Dokumentenfenster unten links
- Zugriff auf Fontvorschau mittels Scrollen in der Fontliste
- Abweichende Objektformate im Bedienfeld zurücksetzen
- Abweichende Absatz- und Zeichenformateinstellungen zurücksetzen

Entfernte Funktionen

Jedes Update führt auch zum Verschwinden von selten verwendeten Funktionen. Bislang blieb InDesign davon verschont. Nun ist dagegen unter dem Menü "Fenster" der Arbeitsbereich „Neu in InDesign“ verschwunden, mit dem man sich selbst ein Bild über die Neuerungen verschaffen konnte, da alle Veränderungen im Hauptmenü farblich hervorgehoben waren. Schade!

Fazit: Ist das wirklich ein Update?

Der Funktionsumfang der Verbesserungen ist übersichtlich und die Ausrichtung klar: Wer täglich EPUBs mit InDesign gestaltet, wird das Update erfreuen. Alle anderen Anwender - vermutlich 98% - schauen in die Röhre. Die Integration von TypeKit war bereits mit der Synchronisation über die Creative Cloud-App seit Monaten und dem vorherigen InDesign-Update 9.1 gegeben. Es handelt sich also nur um einen etwas komfortableren Zugriff auf TypeKit direkt aus InDesign. Alte Baustellen werden weiterhin nicht konsequent bedient: Fußnoten, Index, Querverweise, grauenhafte Übersetzungfehler ("Positives Lookbehind") oder die Bedienqualität von GREP-Stilen wären einige Aufgabengebiete, in denen Verbesserungen auf weit mehr Applaus treffen würden! Die Komplexität von InDesign wird von Adobe nicht angetastet. Es ist seit mehreren Versionen kein Versuch erkennbar, die überbordenden Zeichen- und Absatzformatoptionen einfacher und übersichtlicher anzulegen.

Adobe verwirrt mit solchen Updates wie InDesign CC 9.2 die Anwender. Wer sich vor wenigen Jahren die Creative Suite zum Festpreis lizensiert hat, wußte, was drin steckt. Heute bezahlt der durchschnittliche CC-Anwender je nach Lizenz 40-60 € pro Monat und unterwirft sich dem Update-Zwang in der Hoffnung, das alles irgendwann besser wird. Die Gegenleistung in Form von Wundertüten entspricht nicht der Qualität, die die Adobe-Anwender jahrelang gewohnt waren.

Christoph Luchs

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