Hauptseite: www.cleverprinting.de |
=================================== Das Raw-Format: Vorteile und Nachteile Von Günther Schuler Ein wesentlicher Vorteil von Rohdatenbildern ist ihre höhere Farbtiefe.
Die Farbtiefe gibt an, mit wie viel Abstufungen ein Bildformat Tonwert-übergänge darstellen kann. Ein JPEG kann mit seinen 8 Bit lediglich 256 Tonwertstufen darstellen. Ein Raw-Bild hingegen kann mit seinen bis zu 16 Bit 4096 Tonwertstufen darstellen. Auch in Bezug auf anfallende Datenmengen ist das Raw-Format vorteilhaft. Gegenüber dem Druckvorstufen-Austauschstandard Tiff profiliert es sich aufgrund seiner deutlich geringeren Datenmenge. Verglichen mit JPEG-Bildern hingegen nehmen Raw-Bilder zwar deutlich mehr Platz auf der Speicherkarte in Beschlag. Anders als Tiff-Bilder sind sie allerdings immer noch ziemlich kompakt. Ein weiterer wichtiger Grund, warum das Aufnehmen im Rohdatenformat immer mehr Zuspruch findet, ist die Tatsache, dass Raw-Bilder das naturbelassene, unbearbeitete Bildmaterial enthalten. Die Aufnahmen als solche hängen zwar vom verwendeten Kameramodell ab sowie den getätigten Einstellungen für Belichtungszeit, Blende, Weißabgleich, und so weiter. Kamerainterne Optimierungen, wie sie etwa bei JPEG-Bildaten oft vorgenommen werden, entfallen jedoch. Etwas umständlicher als bei normalen Bildformaten gestaltet sich hingegen der Importvorgang. Die Bilder werden mit einem Raw-Konverter geöffnet, eventuell dort optimiert und abschließend in einem gängigen Austauschformat abgespeichert. Ausgereifte Programme machen die Umständlichkeit der Grundprozedur allerdings fast vergessen. Das im allgemeinen Medienproduktionsumfeld fast als Standard fungierende Programmpaket Creative Suite von Adobe liefert ein sehr ausdifferenziertes Umfeld für die Weiterbearbeitung von Rohdaten. Hier stehen hier eine Reihe unterschiedlicher Korrekturbefehle zur Verfügung. Der Haupt-Reiter Grundeinstellungen (1) offeriert zum einen zwei Basis-Korrekturoptionen: Auto und Standard (2). Standard übernimmt das Bild weitestgehend unverändert, Auto hingegen nimmt eine Camera-Raw-interne Automatikkorrektur vor. Klick auf das Bild öffnet Großbildansicht Die drei Regler der unteren Gruppe (4) schließlich ermöglichen das Steuern der Farbsättigung. Klarheit erhöht die Detailkontraste. Dynamik offeriert eine Farbsättigungsmethode, die die ungesättigten Farben in einem Bild bevorzugt (und meist natürlichere Ergebnisse erbringt). Sättigung entspricht der herkömmlichen, linearen Sättigungsmethode. Neben Einstellungen für die Bildkorrektur enthält Camera Raw auch einige Features im Bereich Standardisierung und Effizienzsteigerung. Eine praktische Funktion etwa ist, dass sich bestimmte Einstellungen als Vorgabe abspeichern lassen. Was geschieht mit Raw-Bildern nach dem Import? In der Regel werden sie in Photoshop feinbearbeitet und am Ende in einem Austauschformat wie Tiff, PSD oder JPEG abgespeichert. Die Rohdaten selbst bleiben bei diesem Prozess unverändert; bearbeitet wird nach dem Import nicht das Bild selbst, sondern eine Kopie davon. Zumindest in formattechnischer Hinsicht ist diese Unveränderbarkeit jedoch ein nicht ganz unbeträchtlicher Nachteil. Raw-Formate sind proprietär. Das heißt: Jeder Hersteller pflegt sein eigenes Format. Die eigentliche Formatkennung enthält folgerichtung auch eine modellbezogene Kennung des jeweiligen Herstellers – beispielsweise ".CRW" für Bilder von einer Canon EOS 10D. Grundsätzlich bedeutet die beschriebene Prozedur, dass Rohdaten drei Stadien durchlaufen: a) die Aufnahme als digitales Negativ in einem proprietären Datenformat, b) den Import in einem Raw-Konverter, der das proprietäre Format versteht und schließlich c) das Abspeichern einer Bildkopie in einem allgemein gängigen Format. Hauptproblem beim Umgang mit Raw-Daten ist vor allem der erste Schritt. Voraussetzung für das Öffnen (bzw. den Import) eines Rohdatenbildes ist, dass der entsprechende Raw-Konverter das kameraspezifische Format überhaupt erkennt. Etablierte Raw-Konverter wie Camera Raw oder die unter Digitalfotografen ebenfalls verbreitete High-End-Anwendung Capture One erkennen zwar die meisten gängigen Kameraformate. Langfristige Datensicherheit liefern die gängigen Rohdatenformate indes nicht. Eine Möglichkeit der Abhilfe: die vorliegenden Raw-Bilddatenbestände in ein allgemein gängiges Austauschformat wie etwa Tiff zu konvertieren. Mit entsprechenden Einstellungen läßt sich auf diese Weise sowohl der Rohzustand erhalten als auch die ursprüngliche Farbtiefe. Als Lösung für dieses spezielle Problem hat Adobe ein spezielles Konservierungsformat für Raw-Bilder entwickelt: das DNG-Format. Vorteil: Das DNG-Format konserviert die ursprünglichen Rohdaten. Anders als die proprietären Kameraformate gerantiert das DNG-Format jedoch ein zukunftssicheres Austauschformat. Um Raw-Bilder ins DNG-Format zu konvertieren, benötigt man den DNG-Konverter – eine von Adobe kostenlos zum Download bereitgestellte Lösung, mittels der sich Raw-Bilder ins DNG-Format konvertieren lassen. Sind die Bilder erst mal ins DNG-Format konvertiert, liegen sie in einem übergreifenden Austauschformat vor. Ähnlich wie Raw-Bilder müssen zwar auch DNG-Bilder importiert und dabei interpretiert werden. Die Frage der Datensicherheit allerdings braucht keine größeren Kopfzerbrechen mehr bereiten. Selbst für den Fall, dass Adobe das DNG-Format irgendwann nicht mehr aktualisiert oder gar die Unterstützung einstellt, bliebe immer noch eine oppulente Zeitbrücke: um nach Prozedur eins zu verfahren und die im DNG-Format vorliegenden Bildbestände in ein allgemeines Austauschformat wie Tiff oder PSD zu konvertieren. Fazit: Hinsichtlich der Bearbeitbarkeit von Rohdaten muß man sich aktuell wenig Sorgen machen. In der Praxis liefern vor allem versierte Import-Lösungen wie das Adobe-Importmodul Camera Raw immer ausgefeiltere Features für die Bildkorrektur direkt beim Import. Viele Anwender optimieren Bilder bereits weitgehend in Camera Raw – oder fahren zweigleisig und nutzen sowohl die Korrekturfunktionen von Camera Raw als auch die von Photoshop. Lediglich weiterverarbeiten lassen sich Rohdaten-Bilddateien nicht. Um etwa in Grafik- oder Layoutprogrammen platziert werden zu können, müssen sie zuvor in ein gängiges Austauschformat umgewandelt werden. Möglich, dass langfristig gesehen die vielen Raw-Formate überflüssig werden und durch ein allgemein lesbares Austauschformat mit ähnlichen Qualitäten ersetzt werden wie zum Beispiel Tiff. Eine wesentliche Voraussetzung wären allerdings Kamera-Speichermedien mit einem erheblich höheren Fassungsvolumen. Mittelfristig werden Fotografen so wohl auch weiterhin auf das Rohdatenformat setzen – und die beschriebenen Umständlichkeiten bei der Weiterverarbeitung notgedrungen in Kauf nehmen. |
=================================== I M P R E S S U M Cleverprinting ® |