Der Cleverprinting-Newsletter 2010

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- Sonder-Newsletter zum Thema Transferkurven und Druckkennlinien
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Viele Anwender sprechen uns auf die Distiller-Einstellung "Druckkennlinien" im Fenster Farben an. In allen vorgefertigten Distiller-Settings ist die Funktion Druckkennlinien auf "anwenden" eingestellt, auch in den PDF/X-Settings. Einige der Fix-Up-Profile des Acrobat 8 wenden Druckkennlinien (auch Transferkurven genannt) ebenfalls an.



Cleverprinting empfiehlt jedoch, Druckkennlinien generell zu "entfernen". Da der Umgang mit Druckkennlinien weitreichende Folgen haben kann und Fehler in der Handhabung nicht selten zu Reklamationen führen, haben wir uns entschlossen, diesem Thema einen Sonder-Newsletter zu widmen.

Sinn und Zweck von Druckkennlinien

Druckkennlinien (DKL) werden (wurden) verwendet, um den Punktzuwachs von Bildern zu steuern. Als Punktzuwachs bezeichnet man einen Effekt, bei dem die Rasterpunkte, aus denen ein Druckbild besteht, ihre Größe verändern. Dadurch nehmen sie mehr Fläche ein, was zur Folge hat, dass die gerasterten Flächen und Bilder voller wirken. Im Bogenoffset liegt der normale und akzeptable Punktzuwachs bei ca. 14% in den Mitteltönen. Ein Fläche mit 50%-Raster wird dadurch mit ca. 64% wiedergegeben. Wird dieser Wert überschritten, erscheinen Farben zu voll und zu dunkel. Der Punktzuwachs einer Druckmaschine muss daher bei der Belichtung der Druckplatte berücksichtigt und ggf. korrigiert werden.



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Bevor sich das PDF als digitale Druckvorlage durchgesetzt hat, wurden von Agenturen häufig analoge Druckfilme an Druckereien geliefert. An den Filmen konnte die Druckerei jedoch nur noch sehr wenig ändern. Also musste die Agentur (oder das Reprostudio) im Vorfeld der Belichtung den Punktzuwachs der Druckerei erfragen und bei der Belichtung berücksichtigen.

Hier kommen die Druckkennlinien ins Spiel. Ein Druckerei kann für ihre Maschinen Kennlinien erstellen, in dem sie spezielle Testformen andruckt und ausmisst. Die so ermittelten Werte über den Punktzuwachs jedes Druckwerks werden in einer kleinen Textdatei gespeichert - der Druckkennlinie. Diese Datei kann die Druckerei der Agentur zur Verfügung stellen. Im Photoshop kann diese Kennlinie in das Bild hineingeladen werden, das Bild muss anschließend als EPS abgespeichert werden. Das Bild ändert sich zunächst optisch nicht. Erst bei der Ausgabe kann die Druckkennlinie angewendet werden - das Bild wird dadurch der Kennlinie entsprechend angepasst.



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Aber - jede Druckerei hat unterschiedliche Kennlinien. Maschine A unterscheidet sich von Maschine B, Druckerei Müller hat andere Maschinen als Druckerei Meier. Im Zeitungsdruck hat man einen wesentlich stärkeren Punktzuwachs als im Bogenoffsetdruck, man musste also genau wissen, welche Kennlinie man in die Bilder einbaut.

Das alles war allerdings zu einer Zeit, wo der Kunde noch Filme geliefert hat. Heute liefert der Kunde in erster Linie PDFs und der Punktzuwachs wird erst in der Druckerei korrigiert.

Es sind jedoch noch sehr viele EPS-Bilder im Umlauf, in denen Druckkennlinien "versteckt" sind. Werden diese Kennlinien im Distiller angewendet, dann werden die Bilder während des distillens verändert, in den meisten Fällen aufgehellt. Jetzt kommt das PDF mit den aufgehellten Bildern in die Druckerei - wo die Bilder nochmals auf den Punktzuwachs korrigiert werden...



Problem Nr. 1: Viele der EPS-Bilder, in denen Druckkennlinien gespeichert sind, werden überhaupt nicht mehr auf der Maschine gedruckt, für die die Kennlinie ursprünglich erstellt wurde. Die Kennlinie wurde vor etlichen Jahren in das Bild geladen, oftmals ist die Herkunft der Kennlinie heute unbekannt.
Problem Nr. 2: Der Punktzuwachs wird heute in der Regel von der Druckerei korrigiert. Als Kunde braucht man sich also nicht mehr um den Punktzuwachs zu sorgen. Werden Kennlinien vom Kunden angewendet kann es zur doppelten Korrektur der Bilder kommen, die Bilder werden viel zu hell - Reklamationen sind so vorprogrammiert.

Es mach heutzutage also wenig Sinn, Kennlinien, die noch in Bildern hinterlegt sind, anzuwenden. Ich selbst habe noch viele EPS-Bilder auf dem Rechner, die ursprünglich für die analoge Plattenkopie in einer Formulardruckerei erstellt wurden und die mit einer Druckkennlinie versehen sind, die 25% Punktzuwachs berücksichtigt. Wird diese Druckkennlinie im Distiller angewendet, werden die Bilder extrem hell. Die Bilder sind für den Bogenoffset somit nicht mehr zu gebrauchen.

Hier haben wir für Sie eine Testdatei hinterlegt, mit der Sie selbst prüfen können, wie sich die Anwendung von Druckkennlinien auswirkt. Entpacken Sie zunächst die ZIP-Datei und distillen Sie anschließend die Datei "DKL_Testdatei.ps" mit dem Setting "PDF/X-3". Sehen Sie sich das Ergebnis an. Anschließend deaktivieren Sie die Funktion "Druckkennlinien:anwenden" oder Sie installieren das beiliegende Cleverprinting-Setting (Setting einfach per Drag and Drop auf den Distiller ziehen - fertig). Distillen Sie die Testdatei erneut und vergleichen Sie das Ergebnis.

Warum empfiehlt der Acrobat die Anwendung der Kennlinien?

Der Übergang vom analogen Film zur CTP-Belichtung hat sich sehr langsam vollzogen. Es war also in der Anfangszeit des PDF-Formates durchaus nicht falsch, Druckkennlinien anzuwenden. Auch liessen sich seinerzeit verschiede Farbmodi nur mit Hilfe von Transferkurven ausgeben. Heute jedoch, wo nahezu in jeder Druckerei ein CTP-Belichter steht, macht es wenig Sinn mit Druckkennlinien zu arbeiten, die vermutlich für die analoge Plattenkopie erstellt wurden. Hinzu kommt, dass diese Kennlinien oftmals für ganz andere Druckereien und Druckverfahren hergestellt wurden. Auch benötigen alle modernen DTP-Programme keine Kennlinien mehr um z.B. Duplex-Bilder korrekt auszugeben.

Viele der vorgefertigten Settings im Acrobat haben sich seit Jahren nicht verändert, auch die PDF/X-Settings sind schon recht betagt. Es wäre daher wünschenswert, wenn eine Anpassung der Settings auf den heutigen Stand der Technik erfolgt. Druckkennlinien sind ein Überbleibsel aus den Zeiten der analogen Plattenkopie. In einem PDF für den modernen CTP-Workflow sollten sie nicht mehr verwendet werden.

Wie kann ich feststellen, ob meine Bilder Kennlinien enthalten?

Druckkennlinien können sich nur in Photoshop-EPS- und in PDF-Daten befinden. JPEG, TIFF und andere Bildformate sind also von dem Problem nicht betroffen. Ob Ihre Photoshop-EPS-Bilder Kennlinien enthalten, können Sie leicht feststellen. Öffnen Sie zunächst das EPS-Bild in Photoshop. In älteren Photoshop-Versionen klicken Sie nun im Menü "Datei" auf "Drucken mit Vorschau" und dort auf "Ausgabe". Im Photoshop CS3 finden Sie die Funktion direkt im Druckmenü. Wenn Sie ein EPS speichern, dann sehen Sie im EPS-Speichern-Dialog ob das Häckchen "Druckkennlinie speichern" aktiviert ist.

Druckkennlinien in PDFs lassen sich mit einem Preflight entdecken. Aber vorsicht, wenn Sie in Acrobat 8 das Preflight-Profil "Druckvorstufe:Bogenoffset CMYK" verwenden, und dabei die Fix-Up-Funkiton nicht deaktivieren, dann wendet Acrobat 8 die Druckkennlinien an (hier Transferkurven genannt)! Erstellen Sie sich besser eine benutzedefinierte Prüfregel, die Transferkurven nur sucht und als Fehler meldet - aber nicht anwendet.

PS: Wenn Sie ein Bild mit einer Druckkennlinie in InDesign platzieren und die Datei dann als PDF Exportieren, verwendet InDesign die DKL nicht. Das Bild wird unverändert in das PDF geschrieben, die DKL entfernt. Anders XPress 7.3, hier wird beim PDF-Export die Druckkennlinie in das Bild eingerechnet!

Fazit: Druckkennlinien sollten Sie im Distiller nur in Ihre Bilder einrechnen (anwenden), wenn Sie dies zuvor mit Ihrer Druckerei so vereinbart haben und wenn Sie wissen, dass die Bilder auch die zur Druckerei passende Druckkennlinie beinhalten. An sonsten empfiehlt es sich, die Funktion "Druckkennlinien anwenden" zu deaktivieren! Vorsicht auch beim PDF-Export aus XPress, hier kann es zu unerwünschten Farbveränderungen kommen.

Ergänzung: Aufmerksame Leser unseres Newsletters haben uns auf einige Sonderfälle hingewiesen, die den Distiller 4 und ältere Programmversionen betreffen.

Einige ältere Programmversionen verwenden Transferfunktionen, um gestalterische Effekte zu erzielen. Einige Beispiele:
- Adobe Photoshop nutzte in allen Versionen vor 5.0 Transferfunktionen, um die Kennlinien von Duplex-Bildern wiederzugeben.
- QuarkXPress 4 + 5 sowie ältere Freehand-Versionen setzen Kennlinien ein, wenn im Layout Helligkeit/Kontrast von TIFF-Bilder verändert werden.
- Auch die korrekte Wiedergabe von vorseparierten PostScript-Dateien setzt eine Beachtung der Druckkennlinien voraus, weil die Ausblendung unerwünschter Farbinformation dort häufig über ein Verbiegen der Kennlinien erreicht wird.

Wer also noch mit älteren Programmversionen arbeitet oder vorseparierten Daten arbeitet, der sollte die Entfernung der Kennlinien überdenken - oder endlich updaten!

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Bitte leiten Sie diese E-Mail auch an Freunde und Bekannte weiter, für die die Themen dieses Newsletters eventuell interessant sind. Aber achten Sie darauf, niemanden zu spammen! Vielen Dank!

I M P R E S S U M

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Inh. Christian Piskulla
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Telefon: 05062-9656875
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