Der Cleverprinting-Newsletter 2010

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- Abstände, Silbentrennung, optisches Kerning und der Flattersatzausgleich
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Umbruchästhetik in InDesign

Für das Generieren ansprechender Umbrüche hat InDesign einige wirkungsvolle Funktionen in petto. Aber was genau hat es mit dem Adobe-Absatzsetzer, der Silbentrennung, dem optischen Kerning und dem Flattersatzausgleich auf sich und wie wendet man diese Funktionen sinnvoll an? In unserem Sondernewsletter zeigt Ihnen unser Autor Günter Schuler, wir Sie mit wenigen Einstellungen ein ansprechendes Schriftbild erreichen.


Obwohl es so den Begriff im Programm nicht gibt, trifft der aus der Fotosatz-Technologie kommende Begriff Ästhetikeinstellungen den Nagel auf den Kopf. Neben den eigentlichen Regularien zur Erzeugung einer ansprechenden Umbruchästhetik offeriert InDesign noch ein paar weitere Features zur Erzeugung einer hochwertigeren Typografie. Generell gilt: Viele der hier besprochenen Einstellungen funktionieren zwar bereits werkseingestellt recht effezient. Liegt Ihnen jedoch ein ansprechendes Satzbild am Herzen, sollten Sie die hier beschriebenen Ästhetik-Regularien im Auge behalten.

Ästhetik-Einstellungen

Im Palettenmenü des Bedienfeldes „Absatz“ verbergen sich drei Features, die für die Qualität von Umbrüchen von äußerster Wichtigkeit sind: „Silbentrennung“, „Abstände“ und „Umbruchoptionen“. Im Prinzip beinhalten sie die Einstellungen, die in QuarkXPress unter der Bezeichnung „S&B“ (für „Silbentrennung & Blocksatz“) laufen. Die Handhabung ist in InDesign allerdings etwas anders als in XPress. Anders als dort lassen sich Ästhetikeinstellungen nicht separat als Set abspeichern – ein Nachteil, den die InDesign-Programmierer hoffentlich bald abstellen.

Andererseits gehen die Einstellungsmöglichkeiten in InDesign deutlich über diejenigen der XPress-„S&B“ hinaus. Von Vorteil ist zudem, dass sich bei aktivierter „Vorschau“-Option die Auswirkung der eingestellten Parameter direkt am Text verfolgen läßt. Betrachten wir die drei Ästhetik-Features „Silbentrennung“, „Abstände“ und „Umbruchoptionen“ im Detail. Sie finden die Funktionen ion dem Sie im Bedienfeld "Absatz" auf das Symbol für das Bedienfeldmenü klicken.



Silbentrennung

Hier werden die Parameter für die Silbentrennung festgelegt. Wenig Trennungen sind prinzipiell zwar wünschenswert, oft allerdings kaum zu realisieren. Im oberen Bereich werden die Maßgaben für die Silbentrennung konkret festgelegt: die Mindestanzahl der Zeichen eines zu trennenden Wortes (1), die Mindestanzahl der Zeichen vor und hinter einer Trennung (2) sowie die Maximalzahl erlaubter Trennungen in Folge (3).



Faustregel: Bei breiten Spalten kann das Trennverhalten restriktiver ausfallen. Bei schmalen Spalten hingegen sollten Sie zur Vermeidung unschöner Wortabstandslöcher trenntolerable Vorgaben einstellen. Zusätzlich regulieren können Sie die Balance zwischen Trennungshäufigkeit und Abständen über den Schieberegler unten (4). Grundsätzlich gilt: Bei eingeschalteter „Vorschau“ (5) können Sie live nachverfolgen, welche Auswirkungen die von Ihnen getroffenen Einstellungen im aktuellen Text haben.

Abstände

Die vorgegebenen Felder hier für „Minimal“, „Optimal“ und „Maximal“ dienen dazu, Toleranzbereiche festzulegen für die Generierung von Wort- und Zeichenabständen. Da beim Blocksatz stets ein Zeilenrest bleibt, der bündig ausgetrieben werden muss, ist dort der Wortabstand nicht fest, sondern grundsätzlich variabel. InDesign hält sich beim Austreiben so gut es geht an den unter „Optimal“ eingestellten Wert. Die Werte unter „Minimal“ und „Maximal“ hingegen legen den Toleranzbereich fest für die unabdingbaren Abweichungen.



Ähnlich wie bei den Silbenabständen gilt auch hier: Bei breiten Spalten mit potenziell vielen Wörtern dürfen Sie „intolerant“ sein. Bei schmalen Spalten mit durchschnittlich wenigen Worten sollten Sie der Satzschönheit hingegen mit großzügigen Toleranzwerten und eventuell einem unter 100 % liegenden Wert für „Optimal“ nachhelfen.

Toleranzbereiche für den Zeichenabstand (6) sind generell eher kontraproduktiv, da sie Wörter auseinanderziehen und entsprechende Zeilen einen gummibandartigen, unschönen Eindruck hinterlassen. Ebenfalls unschön wirken rigide Toleranzbereiche für „Silbentrennung“ und „Abstände“ gleichzeitig. Hier besteht die Gefahr riesiger Wortabstands-Krater – die natürlich ebenfalls unschön sind.

Übrigens: Die Festlegungen in „Abstände“ gelten nicht nur für Block-, sondern auch für Flattersatz. Anders als beim Blocksatz kommt beim Flattersatz allerdings nicht der eingestellte Toleranzbereich als Ganzes zum Zuge, sondern lediglich der unter „Optimal“ eingestellte Wert. Unabhängig von der Ausrichtungsmethode muss dieser nicht zwangsläufig 100% betragen: Von der Spaltenbreite abhängige „Optimal“-Werte zwischen 85 und 115, kombiniert mit angemessenen Toleranzwerten für „Wortabstand“ und „Silbentrennung“, können durchaus dazu beitragen, den optischen Eindruck von Umbrüchen zu verbessern. Faustregel: Finden Sie über die „Vorschau“-Funktion die passendsten Kombinationen heraus!

Absatzumbruchsoptionen

Über die abgebildeten Eingaben unter „Zeile nicht trennen“ können Sie alleinstehende Absatzendzeilen am Anfang oder Ende einer Spalte (sogenannte »Hurenkinder« und »Schusterjungen«) unterbinden (7).



Mit der Option „Nicht trennen vor nächsten (…) Zeilen“ bewirken Sie das Gegenteil – dass Absätze der Zeilenanzahl gemäß auf jeden Fall zusammengehalten werden. Die dritte Op­tion „Alle Zeilen im Absatz“ wiederum verhindert komplett, dass Absätze über Spalten oder Seiten hinweg getrennt werden.

Features für High-End-Satz

Über die aufgeführten Funktionen hinaus hat InDesign einige Satzfunktionen in petto, mit denen Sie einen qualitativ hochwertigeren Satz erzielen:

Adobe-Absatzsetzer

Den im Menü des Bedienfelds „Absatz“ aktivierbare Umbruchsmodus „Adobe Absatzsetzer“ (8), in der Werkseinstellung bereits aktiviert, sollten Sie bei Blocksatz stets eingeschaltet lassen. Da der Absatzsetzer bei der Umbruchsberechnung nicht nur einzelne Zeilen berechnet, sondern den ganzen Absatz einbezieht, erzielt er in der Regel ästhetisch harmonischere Umbrüche.


Aber: Wird an einem Absatz, der mit dem Adobe-Absatzsetzer gesetzt wurde, noch gearbeitet, dann wirken sich Text- und Umbruchänderungen auch auf Zeilen aus, die über der Zeile liegen, die bearbeitet wird. Im Klartext: Der Adobe-Absatzsetzer geht davon aus, dass er sich "vollautomatisch" um die Umbrüche im gesamten Absatz kümmern soll. Greifen Sie nachträglich noch in die Silbentrennung ein oder ändern den Text, dann kann es passieren, dass der Adobe-Absatzsetzer Silbentrennungen oberhalb wieder ändert. Durch den manuellen Eingriff ihrerseits haben sich eventuell die Voraussetzungen für die ursprünglich "automatisch" gewählten Silbentrennungen wieder verändert, also korrigiert der "Autopilot" die zuvor getroffenen Trennungen...

Tipp: Wenn Sie also Text bearbeiten, von dem Sie annehmen, dass er nachträglich noch überarbeitet wird, dann sollten Sie statt dem Adobe-Absatzsetzer den Adobe-Ein-Zeilen-Setzer verwenden. Änderungen wirken sich dann nicht mehr auf obere Absatz-Abschnitte aus.

Flattersatzausgleich

Bei Flattersatz versucht die Option „Flattersatzausgleich“ (9), einen ästhetisch ansprechenderen Zeilenfall zu generieren. Der obere Textkasten ist ohne, der untere mit Flattersatzausgleich formatiert. Manuelle Umbruchskorrekturen sind bei optisch anspruchsvollem Flattersatz so oder so nicht zu vermeiden.

Optischer Randausgleich

Über das Bedienfeld „Textabschnitt“ (zu finden unter „Fenster“ > „Schrift und Tabellen“) können Sie die Funktion „Optischer Randausgleich“ aktivieren. Folge: Trennzeichen, Bindestriche, Anführungszeichen sowie optisch ungünstige Buchstaben werden nicht streng an der Rahmenkante ausgerichtet; vielmehr versucht InDesign hier einen optischen Ausgleich über die Kante hinaus. Ein Beispiel für diese Funktion. Textrahmen A arbeitet ohne optischen Randausgleich, Textrahmen B mit. Mit optischem Randausgleich werden die Trennzeichen ein Stück aus dem Textrahmen herausgezogen, dadurch wirkt der Rand optisch grader.


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Optisches Kerning

Die Option „Optisch“ im Kerning-Feld des Bedienfeldes „Zeichen“ ermöglicht das generelle Optimieren der Zeichenabstände einer Schrift. Ähnlich wie der optische Randausgleich ist auch diese Funktion potenziell berechnungsaufwändig. Da Satzschriften in der Regel schon vom Hersteller bzw. Schriftdesigner ausreichend gekernt wurden, ist es letzten Endes Abwägens- und Geschmackssache, ob Sie diese Funktion wählen.



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Der Text und die Abbildungen sind unserem InDesign-Schulungshandbuch entnommen, welches Sie bequem über unseren Online-Shop bestellen können.

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