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Xrite i1 Display pro und i1 Profiler

Wenn man sich den Markt für Monitorkalibrationslösungen anschaut, fällt auf, dass sowohl das am weitesten verbreitete "i1 Display 2" als auch das präziseste Colorimeter "DTP 94b" (baugleich mit dem Quato Silver Haze) beide noch aus der Zeit vor dem Zusammenschluss von Xrite und Gretag im Jahr 2006 stammen. Fünf Jahre hat es nun gedauert, bis Xrite sowohl ein neues Colorimeter vorstellte, als auch die Software grundlegend überarbeitete. Herausgekommen ist das neue "i1 Display Pro", das welches nun in verschiedenen XRite-, Pantone- und auch OEM-Lösungen zum Einsatz kommt. So wird beispielsweise auch Quato noch im März das neue Silver Haze 3 vorstellen, basierend auf dem i1 Display Pro und der von Quato selbst entwickelten Software "iColor Display". Farbmanagement-Experte Raimar Kuhnen-Burger stellt uns das neue i1 Display Pro vor.



Die Hardware

Das neue i1 Display Pro vereint die Stärken sowohl des i1 Display 2 als auch des DTP 94b – nämlich die hohe Präzision und Stabilität des DTP 94b auf der einen Seite und die Geschwindigkeit und Umgebungslichtmessung des i1 Display 2 auf der anderen Seite. Dazu gesellt sich die Möglichkeit, Projektoren zu vermessen, was bis dato im Xrite Universum dem i1 Pro Spektralphotometer vorbehalten blieb. Anders als das i1 Display 2 verwendet das i1 Display Pro keine Gelatinefilter, die mit ein Grund für die geringe Stabilität des i1 Display 2 waren, und verwendet stattdessen – ähnlich dem DTP 94b – anorganische Filter, die zudem den CIE-Normbetrachterkurven sehr nahe kommen.

Xrite hat dem neuem Messgerät zusätzlich eine richtige Optik spendiert, die einen großen Messbereich auf der Sensorfläche bündelt. Dies bietet besonders Vorteile bei nicht vollkommen homogenen Displays. Da das menschliche Auge auch eine Vielzahl an Pixeln gleichzeitig wahrnimmt (wenn nicht sogar die gesamte Bildschirmfläche), kommt die Linsentechnik im i1 Display Pro der realer Betrachterwahrnehmung näher. Im Gegensatz dazu erfassen übliche Colorimeter nur wenige Pixel und diese können bereits von den Nachbarpixeln abweichen



Um das Umgebungslicht zu messen, wird das Umgebungslichtmodul einfach vor die Linse geschwenkt.Anders als z.B. der Datacolor Spyder unterstützt das neue i1 Display nicht nur die Messung der Helligkeit, sondern auch der Farbtemperatur. Dieser Schwenkmechanismus kann auch als Ständer verwendet werden, wenn das i1 Display 3 ohne Stativ zur Beamerprofilierung oder Kalibration von Großformatdisplays eingesetzt wird.

Bis zu fünf mal schnelleres Kalibrationsergebnis

Einer der Nachteile, des sonst sehr stabilen und präzisen DTP 94b war die geringe Messgeschwindigkeit. Selbst im Vergleich zum ähnlich betagten i1 Display 2 war das DTP 94b vergleichsweise langsam. Das neue i1 Display Pro misst gegenüber dem i1 Display 2 bis zu fünf mal schneller, während der Munki-Abkömmling auf dem Niveau des i1 Display 2 verharrt. Für die Messung am Bildschirm besitzt das neue Colorimeter ein verstellbares Gegengewicht und lässt sich damit praktisch auf jedem Monitor einsetzen.

Die neue Software

XRite hat verschiedene Kalibrationslösungen im Angebot, so zum Beispiel den "Color Munki" sowie das professionelle "i1 Publish Pro". Die Color-Munki Software ist gegenüber der i1-Suite deutlich auf weniger anspruchsvolle Anwender ausgerichtet und bietet zudem bei weitem nicht den Funktionsumfang des i1 Display Pro. Dafür ist die Color Munki-Software aber besonders einfach in der Handhabung.

Xrite verfolgte bei der i1 Profiler Software den Ansatz, das Beste aus den jeweiligen Produkten zu kombinieren. Herausgekommen ist eine sehr flexible und den eigenen Wünschen und Workflows gut angepasste Software. Wenn das i1 Display Pro angeschlossen ist, werden die Funktionen für die Monitor- und Projektorkalibration freigeschaltet. Der Bereich Druckerprofilierung bleibt dem i1 Pro Spektralphotometer vorbehalten.

Die Software erlaubt dem Anwender, sowohl den Weißpunkt (Farbtemperatur), die Leuchtdichte (Helligkeit) und die Gradation vorzugeben. Darüber hinaus kann über das Kontrastverhältnis der Schwarzpunkt beeinflusst werden. Dieser kann auch aus einem Druckerprofil ausgelesen werden, damit sich Monitor- und Druckerdarstellung optimal aufeinander abstimmen lassen. Ergänzend erlaubt die Software die Messung von Refexionen, was besonders bei Displays mit Glasscheibe – wie z.B. dem iMac oder Cinema Display von Vorteil ist. Bei Monitoren mit starker Entspiegelung hat diese Funktion keine messbaren Vorteile. Über die Umgebungslichtmessfunktion lässt sich zudem das Umgebungslicht in der Kalibration berücksichtigen.

In den Profileinstellungen fragt die Software die gewünschte chromatischer Adaption, ICC-Version, Tonwertkurve (Gamma) und den Profiltyp (Matrix oder LUT) ab. Leider hat man hier, im Gegensatz zu anderen, für professionelle Anwender gedachten Lösungen, nur die Auswahl zwischen Gamma 1.8, Gamma 2.2, Gamma 3.0 und der sRGB Tonwertkurve. Generell sollte sich die ausgewählte Tonwertkurve der Kalibration an der des RGB-Arbeitsfarbraums in Photoshop orientieren. sRGB und Adobe-RGB werden durch Gamma 2.2 und die sRGB-Tonwertkurve unterstützt, Anwender, die L* als Tonwertkurve verwenden möchten, bleiben unberücksichtigt.

Im nächsten Schritt lässt sich die Anzahl der zu vermessenden Farbfelder definieren. 119, 220 und 478 Farbfelder stehen zur Verfügung. Zusätzlich lässt sich die Profilierung noch auf spezielle Pantone Sonderfarben hin optimieren oder eine Bilddatei laden und analysieren, damit diese nach der Kalibration so präzise wie möglich (und sofern vom Monitorfarbraum unterstützt) wiedergegeben werden kann.



Die Kalibration

Für die nachfolgende Kalibration stehen zwei Möglichkeiten zur Wahl. Entweder man justiert den Monitor manuell oder lässt die Software über das DDC/ci-Protokoll (von Xrite ADC genannt) kompatible Monitore vollautomatisch anpassen. Für die 119 Farbfelder benötigt die Software weniger als 4 Minuten, was der besonders hohen Messgeschwindigkeit des i1 Display Pro geschuldet ist. Je nachdem, ob man im Anschluss noch Umgebungslicht und Reflexion (Flare) messen lassen möchte, muss man den Sensor in 30 Zentimeter Entfernung vom Monitor halten (Flare) bzw. mit Umgebungslichtkappe vor den Monitor nach oben ausgerichtet für die Umgebungslichtmessung platzieren. Bei der Umgebungslichtmessung leuchtet die Geräte-LED blau und signalisiert dadurch den anderen Betriebsmodus.

Im anschließenden Speicherdialog darf der Anwender entscheiden, ob das Profil auf Nutzer- oder Systemebene abgelegt werden soll. Darüber hinaus kann optional noch eine Erinnerungsfunktion für das Intervall der Neukalibration und die regelmäßige Überprüfung des Umgebungslichts aktiviert werden. Letzteres setzt allerdings voraus, dass der Sensor die ganze Zeit am Computer angeschlossen und am Arbeitsplatz richtig platziert wird.




Außerdem wird der Farbraum des Monitors in 3D visualisiert und die Tonwertkurve kann betrachtet werden. Eine Feinjustage und eine Vorher-Nacher-Ansicht runden die Software ab.

Der i1 Profiler bietet über die eigentliche Kalibration hinaus noch die Möglichkeit, das erzeugte Profil bzw. die Kalibration zu überprüfen. Dazu kann der Xrite ColorChecker für eine RGB-Kontrolle vermessen werden oder man zieht, wie auch bei der Farbfeldgenerierung wieder ein Bild zur Extraktion der Farbwerte oder die Pantone Palette zu Rate. Zusätzlich können auch noch der Ugra/Fogra Medienkeil 3 bzw. der IDEAlliance Medienkeil und die IT8.7-4 bzw. IT8.7-3 Charts gegen das Monitorprofil vermessen werden. Für die Medienkeile und die IT8-Charts stehen die jeweiligen Ausgabereferenzen, angefangen bei GRACoL und SWOP bis hin zu Fogra 31-47 bzw. 95 zur Verfügung. Leider überlässt es Xrite dem Anwender herauszufinden, dass zum Beispiel Fogra 39 dem ISOcoated v2 Standard entspricht. Hier greift Xrite Ideen auf, wie sie in Kalibrationslösungen für hardwarekalibrierte Monitore oder dem UDACT seit längerem enthalten sind und macht diese einem breiten Anwenderkreis zugänglich.

Fazit

Im direkten Vergleich zu i1 Match / i1 Display 2 ist Xrite mit dem neuen i1 Display Pro und dem dazugehörenden i1 Profiler nach Jahren der Stagnation ein deutlicher Schritt in die richtige Richtung gelungen. Sowohl der Funktionsumfang mit einigen neuen oder neuinterpretierten Features als auch die innovative neue Hardware machen einen sehr guten Eindruck. Einzig die Einschränkungen in der Wahl der Tonwertkurve bieten noch Raum für Verbesserung. Die Mitbewerber, allen voran Datacolor, werden es sowohl im Hinblick auf die Software, aber erst recht im Bezug auf den Sensor schwer haben, die neue Xrite Kombination zu toppen. Somit bietet sich das i1 Display 3 (Pro) für Anwender hardwarekalibrierter Monitore (Quato, NEC, EIZO) in Kombination mit deren Software als Alternative zu Sensoren i1 Display 2, DTP94b oder Spyder3 an. Für alle anderen Anwender bieten das i1 Display Pro und i1 Profiler beste Voraussetzungen für eine präzise Kalibration.

Raimar Kuhnen-Burger, Copyright 2012


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